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FORUM 30 (12/2000)



Artikel

[+] Nicht einfach so weitermachen wie bisher - die
von Bundespräsident Johannes Rau; Hans Lipp
Auf dem ersten Kongress des Forums Bildung am 14. Juli in Berlin hat Bundespräsident Johannes Rau eine tiefgreifende Bildungsreform angemahnt. "Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher", sagte Rau in seiner beachtenswerten Grundsatzrede. Was heute reformiert werde, dürfe nicht morgen schon wieder nachgebessert werden; die Schule tauge nicht zum "permanenten Experimentierfeld", unterstrich der Bundespräsident. "Die öffentlichen Ausgaben für Bildung sind geringer, als wir uns das leisten können", erklärte Rau und rief zugleich dazu auf, aus dieser Erkenntnis politische Konsequenzen zu ziehen. "Wir brauchen neue gesellschaftliche Prioritäten, die sich auch in den öffentlichen Haushalten niederschlagen müssen."
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[+] Aggression und Gewalt an Schule - Möglichkeit der Prävention und Intervention
von Klaus-Jürgen Reinbold
Das Referat Kinder- und Jugendschutz der Arbeitsgemeinschaft für Gefährdetenhilfe und Jugendschutz in der Erzdiözese Freiburg e.V. (AGJ) engagiert sich seit Jahren erfolgreich auf dem Gebiet der Gewaltprävention. Nachfolgend stellt die AGJ ihre Konzeption und ihre Angebote vor. Alle Maßnahmen werden an verschiedenen Grund-, Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien durchgeführt und haben sich in der Praxis bewährt. Gewaltprävention beginnt mit der Erkenntnis, dass es eine Illusion ist zu glauben, es gäbe jemals friedliche Kinder und Jugendliche oder völlig störungsfreie Schulklassen. Aggressives Verhalten ist normal. Aggression ist eine positive Kraft, mit deren Hilfe Kinder und Jugendliche Hindernisse und Schwierigkeiten überwinden. Aggressives Verhalten kann andere aber auch verletzen und zur Gewalt werden. Hier sind Erwachsene gefragt, die der Aggression klare und eindeutige Grenzen setzen und die den Kindern helfen, innere und äußere Konflikte konstruktiv zu lösen. Dies ist eine ständige Aufgabe für alle, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, und darf nicht vom aktuellen Interesse der Medien oder von den neuesten Kriminalstatistiken abhängig gemacht werden. Soziale Kompetenz ist eine Schlüsselqualifikation. Ihre Vermittlung ist ebenso wichtig wie die Wissensvermittlung und benötigt Fachkompetenz, Zeit sowie personelle und finanzielle Ressourcen. Es geht nicht darum, gegen die Aggression an sich zu kämpfen, sondern sie in einem erträglichen Rahmen zu halten. Wir können nicht wählen, ob wir uns mit Kindern und Jugendlichen streiten und auseinandersetzen, wir können nur wählen, woran wir uns reiben. Regen wir uns bereits über Schimpfwörter auf, oder warten wir, bis Kinder uns mit dem Hitlergruß provozieren?
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[+] Erinnerung an eine dunkle Zeit
von Hans Lipp
Ostern 1940: Zahllose katholische Jungen und Mädchen in Baden gehen mit Trauer, zumindest aber mit einem flauen Gefühl im Magen in die Ferien. Denn für sie gab es kein Zurück in die vertrauten Klassenzimmer und zu den Lehrern, die man kannte, an die man sich gewöhnt hatte. Nach den Ferien hieß es, sich an eine neue Schule zu gewöhnen, und dies nicht freiwillig, sondern unter Zwang. Der schon Mitte der 30er Jahre begonnene Schulkampf des NS-Regimes hatte vor nunmehr 60 Jahren, teilweise schon vor 61 Jahren, auch in Baden "Erfolg": "Die Entscheidung ist gefallen, dass die klösterlichen Privatschulen aufzuhören haben", so schrieb der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber am 11./12. März 1940 an die "Höheren Töchterschulen" St. Raphael in Heidelberg und St. Ursula in Villingen sowie, ähnlich lautend, an die übrigen katholischen Schulen. Der Erzbischof versicherte, dass er sich alle Mühe gegeben habe, "um dieses unverdiente Schicksal zu verhindern, das keineswegs in Einklang steht mit dem Artikel 25 des deutschen Konkordats". Dass diese Maßnahme des "Tausendjährigen Reiches" nicht von Dauer sein würde, ahnte Gröber wohl schon damals, fünf Jahre vor dem Zusammenbruch des Terror-Regimes. Die Träger der kirchlichen Schulen müsse "der christliche Gedanke trösten, dass aus dem Kreuz ein neuer Segen wachsen wird", so schloss der Erzbischof seinen Brief.
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