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St. Raphael hilft Togo e.V. - Jahresbericht 1999

Liebe Togo-Freunde!

Das neue Schuljahr hat begonnen. Da wird es Zeit, dass ich Neues aus Togo berichte. Doch bevor ich etwas von unseren Freunden erzähle, möchte ich an die letztjährigen Informationen anknüpfen. Da war von der Aktion Erlassjahr 2000 - Entwicklung braucht Entschuldung die Rede. Die Medien haben ausführlich vom Weltwirtschaftsgipfel in Köln berichtet, von den 17 Millionen weltweit aus 160 Ländern gesammelten Unterschriften für einen weitreichenden Schuldenerlass, davon, dass der G7 Gipfel einigen Ländern die Schulden erlassen hat. Ich denke, wir sollten im Interesse ungezählter Menschen in den ärmsten Ländern der Welt froh darüber sein, uns aber auch von den Initiatoren der Aktion darauf aufmerksam machen lassen, dass der jetzt gewährte Erlass nur ein Etappenziel, ein erster Schritt sein kann, der bei weitem noch nicht allen Menschen das tägliche Brot garantiert, den Kindern eine Schulbildung er-möglicht und Hilfe im Krankheitsfall sicherstellt. Es ist also an uns, offen zu bleiben für die weitere Arbeit der Kampagne und uns nicht täuschen zu lassen von den Werbeaufrufen, die die Situation in den armen Ländern verharmlosen. Was ich meine, mache ich an einem Beispiel klar. Eine namhafte deutsche Tageszeitung hat neulich in einer Beilage Togo vorgestellt. In Wort und Bild wurde der Eindruck vermittelt, dass die politische und wirtschaftliche Krise endgültig überwunden und allenthalben ein Wachstum zu verzeichnen ist. Umfangreiche Privatisierungen sollten Togo helfen, schon bald wieder zur Schweiz Afrikas zu werden. Vorrangig werde in das Gesundheits- und Bildungswesen investiert. Was unsere Freunde aus Togo über ihre persönlichen Anliegen hinaus berichten, klingt ganz anders. Die gesamte Lage ist in letzter Zeit eher schlechter geworden, und die Zukunftsaussichten sind alles andere als rosig , heißt es in einem Brief. Als Gottesgeschenk wird die Hilfe, die wir geben, geschätzt und dankbar angenommen. Ausdruck des Dankes sind die zahlreichen Gebetsversprechen. Eine Lehrerin schreibt: Die soziale und politische Situation im Land wird immer entmutigender. Die Behörden kümmern sich weniger als früher um die Probleme der Bevölkerung. Es fehlt an Lehrern, Räumen, Materialien für den Unterricht. Um dem Mangel abzuhelfen, hat der Staat das Schulgeld erhöht, dadurch zugleich vielen jungen Menschen den Zugang zu einer guten Bildung und Ausbildung versperrt. Von den Lehrern wird Mehrarbeit erwartet, gefordert; mit Gehaltszahlungen ist der Staat mehrere Monate im Rückstand. Der Brief schließt mit der resignierten Feststellung: Anscheinend hat das Volk sich mit der Situation abgefunden. Das Volk hat abgedankt. Was wird aus uns? Ähnliche Äußerungen finden sich auch in anderen Briefen. Resignation ist sicher ein Motiv dafür, dass das Volk nicht aufbegehrt. Ein weiteres kommt hinzu - diesen Eindruck gewinnt man aus zahlreichen Briefen: der all-gemeine Friedenswille und ein großes Gottvertrauen. Vertrauen auch wir, dass unsere Hilfe ihre Frucht bringt.


Und nun einige Hinweise zu der Lage einzelner unserer Freunde. Raphaël-Kossi hat seine Ausbildung im Schneiderhandwerk begonnen. Er selbst ist sehr schweigsam geworden. Corneille berichtet, dass Kossi einen guten Start gemacht hat.

Cosmes Schulausbildung läuft weiter. Ohne unsere Unterstützung hätte er längst aufgeben müssen. Er weiß das nur zu gut. Seine Dankbarkeit bringt er durch großen Einsatz zum Ausdruck: er möchte gute Leistungen in der Schule erreichen.

Henri unternimmt große Anstrengungen in seiner Ausbildung als Automechaniker. Obwohl er gesundheitlich sehr angeschlagen ist, hat er in der Schule und in der Werkstatt nichts versäumt, so dass er das Schuljahr als zweitbester von 24 Schülern absolviert hat. Er hofft, dass er bald in der Lage sein wird, anderen zu helfen, um so seiner Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen.

Camille grüßt alle deutschen Freunde und dankt ihnen, dass er durch ihre Unterstützung in die Lage versetzt wurde, den Führerschein zu erwerben. Dadurch ist er noch mehr als bisher die große Stütze für seinen Bruder

Corneille, unseren Bäckermeister, der sehr mit den wirtschaftlichen Schwierigkeiten im Land zu kämpfen hat. Häufiger Stromausfall, zum Teil dadurch bedingt, dass Strommasten umgestürzt sind, behindern seine Arbeit in der Backstube. Doch wird seine Ware geschätzt. Deshalb sieht er voll Mut in die Zukunft. Corneille ist und bleibt der zuverlässige und treue Vertreter unseres Vereins in Togo, der mit Sorge dafür trägt, dass unsere Gelder / Ihre Gelder richtig verwaltet und verwendet werden, der seinen jungen Landsleuten mit Rat und Tat zur Seite steht. Deshalb ihm an dieser Stelle einen herzlichen Dank.

Frau Ayévas Arbeit in der Frauengruppe läuft offensichtlich gut weiter. Die Zahl der Gruppen wächst. Es hat den Anschein, dass auch in Togo die Frauen an Selbstbewusstsein gewinnen. Die Ausbildung ihrer Tochter Fatou ist ins Stocken geraten. Doch hofft die Familie, dass es bald weiter geht damit. Hoffen wir mit ihr.

Léopold schreibt Erfreuliches. Überraschend ist ihm für ein Jahr vertretungsweise eine Stelle als technischer Lehrer an einem Regionalzentrum für technische Erziehung und Berufsbildung in Dapaong im Norden Togos angeboten worden. Zusammen mit seiner Frau Geneviève hofft er, dass aus der vorläufigen Beschäftigung eine Daueranstellung wird. Doch weiß er um die Unsicherheit und Ungesicherheit der Situation. Deshalb träumt er weiter davon, sich selbständig zu machen.

Nicolas' Projekt eines Computer-Zentrums in Sokodé, das er zusammen mit Thomas und Romain betreibt, verspricht ein Erfolg zu werden: Beschäftigung und Auskommen für unsere Freunde, zugleich Hilfe für die Schüler der oberen Klassen eines Instituts der Wissenschaft und Technik, das ist eine Art Berufskolleg, für die Informatikkurse eingerichtet werden. Gebe Gott, dass aus dem verheißungsvollen Beginn ein solides Institut wird.

Die Briefe, die Bertin schreibt und in denen er seine Situation schildert, lösen dagegen Bedrückung aus. Sein Traum, dass er auf Grund seiner abgeschlossenen Ausbildung im Zollwesen und bestandenem Abitur ein Import-Export-Geschäft mit unserer finanziellen Unterstützung eröffnen könne, ist fern jeder Wirklichkeit. Er spürt das wohl auch selbst und ist deshalb tief deprimiert, auch deshalb, weil er sich als total abhängig erlebt und um alles betteln muss. Wir können nur für ihn hoffen, dass er den Lebensmut zurückgewinnt.

Soeur Julie und ihrem Kinderheim in Benin gilt seit einigen Jahren unsere Hauptsorge. Mit den Geldern, die wir Soeur Julie zur Verfügung gestellt hatten, konnte ein Unterrichtsraum erstellt und Nähmaschinen angeschafft werden, so dass jungen afrikanischen Frauen, die sonst chancenlos wären, eine Ausbildung ermöglicht wird. Derzeit ist eine Mauer, die um das Kinderheimgelände gezogen wird, in Arbeit. Eine solche Mauer ist gerade in der ungesicherten soziopolitischen Lage nötig, um Schwestern und Kinder mit ihrer geringen Habe zu schützen und auch die kleinen Felder, auf denen das Nötigste für den täglichen Bedarf angebaut wird. Soeur Julie ist tief dankbar für alle Hilfe, die sie von uns erhält.

Dankbar ist auch der Verein allen treuen Freunden hier bei uns, ohne deren Opferbereitschaft die Hilfe für Togo unmöglich wäre. Der Dank gilt allen, die mit größeren und kleineren Spenden regelmäßig die Togo-Kasse auffüllen; sie gilt allen Schülerinnen und Schülern der St. Raphael-Schulen, den Schulleitungen und den Lehrkollegien. Es hat uns gefreut, dass wir wieder einen Teil vom Erlös des Herbstfestes erhalten haben. Danken möchten wir auch an dieser Stelle den beiden Abschlussklassen der Realschule, die für die Togo-Kasse einen Betrag von 600.00 DM zur Verfügung stellten. Sie alle sollen wissen, dass die Mitglieder des Togo-Vereins die Gelder gewissenhaft verwalten und einsetzen -wie, das machen z.B. diese Informationen deutlich.

Nicht mehr lange - und wir überschreiten die Schwelle eines Jahrtausends. Wenn wir in unsere Welt schauen, auf unsere menschliche Kraft allein bauen, dann könnte uns Angst und Bange werden, dann könnten Resignation, ja Verzweiflung sich lähmend auf uns legen. Aber als Christen glauben wir, dass auch das neue Jahrtausend ein saeculum Domini sein wird, Zeit in Gottes Händen. Lassen wir uns von dem Friedenswunsch ansprechen, den ich kürzlich gelesen habe:

Mögen deine aufgewühlten Wellen zur Ruhe kommen,
und mögest du bei dir selber Zuhause sein.
Möge alles, was dich am Leben hindert,
in die Tiefen des Meeres versinken.
Möge das himmlische Licht des Friedens
deine Welt hell und froh machen.
Und mögest du den Glanz der Sonne einfangen
und in deinem Leben widerspiegeln.


Klaus Metzger-Beck

S. Roswitha Völzgen